Erschienen in ARTMAGAZINE.CC, Ihre Online Kunstzeitung, 02.08.12
(Artikel von Stephan Maier †)
Treuherzig blicken sie in die Runde, die Hunde auf den neuen Gemälden von Alois Mosbacher. Eine Erneuerung realistischer Porträtmalerei ist mit den in der Salzburger Galerie Altnöder gezeigten Arbeiten aber nicht gemeint: Die überlebensgroßen Hundewesen, mehr Phantom als phänotypische Charakterstudie, sind lediglich künstlerische Steigbügelhalter für den Einstieg ins Bild. Und die Kindchenschema-gerechte Vergrößerung der Augen hilft dabei, instinktiv einen wechselseitigen Blickkontakt herzustellen.
Generell geht es Mosbacher um die Reichweiten und Wirkungsweisen der Malerei heute und seine Stellung darin. Die Hunde, so unverhofft sie sich in die fremden Reviere klassischer Kunstwerke „gebeamt“ sehen, sind Stellvertreter oder Platzhalter des Künstlers. Hatten die Vertreter der „Neuen Malerei“, zu denen Mosbacher gerechnet werden kann, in den 80er Jahren noch die Ikonen der Kunstgeschichte mehr bis minder frei interpretiert, so spricht der Künstler selbst von einer „Parallelwelt“, in die er geradewegs ein- und immer wieder daraus auftauchen kann.
Vor zeichnerisch entschlackten Szenen von Dürer bis Delacroix sitzen seine Hunde jetzt brav „Modell“, verdecken und überlagern oft das Filetstück der Komposition. So ist auf „Altdorfer“, das auf ein Gemälde des Meisters der sogenannten Donauschule zurückgeht, der „büßende heilige Hieronymus“ nur mehr hinter der Erscheinung des Geistwesens Hund zu wittern. Und auf der Adaption von Jan van Eycks „Arnolfini-Hochzeit“ (1434) ist das Symbol des untertänig-vermittelnden „Griffon“-Hündchens in die Höhen eines alles überstrahlenden „Hundsviehs“ getrieben. Der Hund / Künstler überragt, nur durch die schwach umrissene Duftnote der „Beam“-Spuren getrennt, als sensibel modulierter Farbklang die ursprüngliche Bildidee.
Der Hund ist für Mosbacher dabei ein beliebter Stichwortgeber. Schon vor einer Dekade hatte er „Hundlinge“ ins Visier seiner künstlerischen Untersuchungen genommen, damals allerdings fast karikaturenhaft überzeichnet. Bei seinen „jungen Hunden“ fällt auf, dass sich die malerische Meisterschaft Mosbachers gerade in den unspektakulären Partien beweist. Im Brustbereich lösen sich die Probleme der gebrochen-monochromen Fläche im zotteligen Dickicht des Fells ganz organisch. Dankbar sind die Hunde-Modelle, auch wenn das Körbchen der vorliegenden Fallstudien das Internet ist, ohnehin: Ein Katze hätte sich längst aus dem Bild geschlichen…
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